Dresden, 18. Juni 2024
Wo sind wir gerade bei der digitalen Transformation, was liegt hinter uns, was noch vor uns? Diese Fragen waren der rote Faden durch die zahlreichen Vorträge bei der diesjährigen connect conference. Ständiger Begleiter war GenAI – durchaus in verschiedenen Rollen.
Angesichts der schnelllebigen Zeit und der noch schnelleren technischen Entwicklungen – insbesondere im Feld von KI – schien es in den Vorträgen der connect conference in Dresden ein gewisses Bedürfnis gewesen zu sein, sich innerhalb der ganzen Entwicklungen zu verorten. Schließlich ist gefühlt jede und jeder sowie viele Unternehmen gerade irgendwo auf der Reise: in die Cloud, zwischen 5G und möglicherweise 6G, zwischen realer Präsenz und dem eigenen Avatar. Doch auch für diesen Beitrag gilt: Beginnen wir von vorne.
Nach der Begrüßung durch Dirk Waasen, Verlagsleiter von WEKA Media Publishing, hieß erst einmal Dresdens Bürgermeister Jan Donhauser die Gäste willkommen. Auch er half bei der Verortung: durch die Angabe, dass seine Stadt möglicherweise die schönste Landeshauptstadt in Deutschland sei.
Die Einstiegskeynote hielt dann Thomas Bergmann, Director Technology Cloud & Datacenter, bei o2 Telefonica. Er skizzierte die Reise von o2 Telefónica zu einer cloudnativen Company. Hier stecke das Unternehmen quasi mittendrin: Vier, fünf Jahre Weg liegen hinter o2 Telefónica, weitere drei, vier Jahre könnten es noch werden, mutmaßte Bergmann. Das erklärte Ziel bei der Transformation: 80 Prozent der IT-Apps in die Cloud zu bringen. Ein wichtiger Schritt dabei sei es, in die 1.600 Mitarbeiter:innen zu investieren. So wurden beispielsweise mehr als 100 Mitarbeiter:innen zu zertifizierten Cloud-Architekten weitergebildet.
Referent mit KI-Doppelgänger
Bei einem der nächsten Vorträge überzeugte Enrique Moreno, SVP und Head of Telco, Media & Technology Industry bei NTT Data DACH, quasi doppelt: Denn bevor er über GenAI sprach, ergriff ein Enrique Moreno-Avatar auf der Leinwand das Wort. Für die nötige Transparenz wies dieser darauf hin, dass er zwar so aussehe und spreche wie Enrique Moreno, aber einen besseren Akzent im Englischen habe als der reale Moreno. Ein lustiger, aber vielleicht auch etwas beängstigender Moment, die „beiden“ Morenos auf der Bühne zu sehen.
Der reale Moreno blickte dann erst einmal zurück auf die (immer schnellere) Erfindung von Meilensteinen wie Feuer, Rad, Elektrizität, Computer, Internet – und schließlich AI und GenAI. 92 Prozent der AI Deployments benötigen 12 Monate oder weniger, erläuterte Moreno. Angesichts dieser rasanten Entwicklung sei die Devise: „We need to transform everything”, so Moreno. Das betreffe die Menschen, Unternehmenskultur und Prozesse. Auch auf Anwendungen von GenAI im Telekommunikations-Sektor kam Moreno zu sprechen. Beispiele seien virtuelle Kunden-Agenten im Rahmen eines Intelligent Contact Center, Chatbots für Knowledge Mining oder im Kontext der Software-Entwicklung die automatische Code-Generierung.
Über die Anfänge und auch die Verzögerungen beim Aufbau des vierten Mobilnetzes in Deutschland sprach Michael Martin, CEO 1&1 Mobilfunk. Anders als traditionelle Netze beruht das 1&1 Netz auf einer Open-RAN-Architektur. Konkret setzt sich die Architektur zusammen aus vier Core Datacenter, 24 dezentralisierten Edge Rechenzentren und über 500 regionalen Far-Edge Data Centers sowie 12.600 mobilen Antennen. Deployed werde alles in einer privaten Cloud beziehungsweise eigenen Rechenzentren, auch wenn Martin die Public Cloud perspektivisch nicht ausschließen wollte. Bei der Fragerunde kam auch Chat-GPT zu Wort. Ein Zuhörer hatte eine Frage an den Referenten dort eingegeben und 10 Antworten zurückbekommen. Die ein oder andere der GenAI-Antworten schien dem Referenten durchaus zu imponieren.
Mega-Themen Diversität und Nachhaltigkeit
Michael Langer, Head of Network Quality, bei der Vodafone Group, hob innerhalb seines Vortrags zur Connectivity hervor, dass Innovation, Nachhaltigkeit und Diversität zusammengehören. Beim letzten Thema warf er einen genaueren Blick auf den aktuellen Frauenanteil in der Telekommunikationsbranche, der die letzten Jahre über recht konstant bei 25 Prozent geblieben ist. Bei Vodafone versucht man auf unterschiedliche Weise, den Frauenanteil zu stärken. Einer davon ist das Vodafone Women in Technology-Netzwerk, dessen Schirmfrau Tanja Richter ist, Chief Network Officer bei Vodafone Germany.
Über das Mega-Thema Nachhaltigkeit sprach Claudia Töpfer, Group Lead Energy bei o2 Telefónica. Das Unternehmen greife seit 2016 zu 100 Prozent auf Green Energy zurück. Zudem habe man durch AI-basierte Funktionen den Energieverbrauch um 10 Prozent senken können.
In den beiden Panel-Diskussionen, die über den Tag verteilt stattfanden, konnten sich die Zuhörer:innen zudem über die Bedeutung der Cloud in Netzwerken informieren sowie zu Green Networks. Dabei wies Claudia Töpfer darauf hin, dass sich die Telekommunikationsbranche schon immer verändert habe und dies auch jetzt und im Hinblick auf Nachhaltigkeit tun müsse. Wichtig sei, dass Nachhaltigkeit nicht gleichbedeutend mit „teuer“ sei. Stattdessen komme es Unternehmen teurer, wenn sie nicht auf Nachhaltigkeit setzen.
Quasi schon zur Einstimmung auf die Heimreise per Bahn, sprach am späteren Nachmittag Badiaa Bazarbacha, Co-Managing Director Vantage Gowers Germany, über die Herausforderung der Netzabdeckung an Bahnstrecken. Dabei stellte sie die Idee für einen neuartigen Tower vor, der den besonderen Anforderungen im Gleisumfeld gerecht werden soll. So ist der Boden dort selten eben. Der neuartige Tower stehe jedoch auf einer Plattform, die sich im Winkel so einstellen lässt, dass solche Unebenheiten ausgeglichen werden.
Das Schlusswort hatte Dirk Waasen – beziehungsweise mehr oder weniger ChatGPT: Waasen hatte dort unter anderem die Frage eingegeben, ob die connect conference wichtig sei. Die Quintessenz der ChatGPT-Antwort: „Certainly.“
In diesem Sinne hatten die Teilnehmer:innen bei der Dampferfahrt auf der Elbe zum Abschluss der connect conference Gelegenheit, all die Themen und Impulse des Tages weiter vertiefen.